ULRICHSTEIN/VOGELSBERGKREIS. Zu einem Informationsbesuch in Sachen Windkraft traf sich die Junge Union Vogelsberg mit dem Bürgermeister von Ulrichstein, Erwin Horst, in Ulrichstein.
Gruppe der Jungen Union Vogelsberg mit Bürgermeister Erwin Horst (rechts) Zunächst konnte man sich vor Ort ein Bild von den ersten Windrädern in Ulrichstein, die zu den ersten Windrädern in Hessen gehören, machen. Dabei erklärte Bürgermeister Erwin Horst die Entwicklungsgeschichte, wie es zu den ersten Anlagen gekommen sei. So seien die ersten Versuchsanlagen in Hessen ausgeschrieben worden; Widerstand aus der Bevölkerung habe es damals, vor ca. 20 Jahren, noch fast nirgendwo gegeben. Die Versuchsanlagen seien dann in Hartmannshain gebaut worden, während man in Ulrichstein ein Umspannwerk baute. Rückblickend sei dies ein Glücksfall gewesen, so Horst. Nur so habe man die Windenergie in Ulrichstein auf den heutigen Stand ausbauen können. Die ersten Anlagen hatten dabei eine Nabenhöhe von 36 Metern bei einer Kapazität von ca. 250 kW. „Die neuen Anlagen erreichen heute mit 2,5-3,5 MW mehr als die zehnfache Kapazität“, klärt Horst auf. „Allerdings sind diese mit einer Nabenhöhe von 120-150 Metern auch fast viermal so hoch.“ Mittlerweile drehen sich in Ulrichstein über 50 Windräder, von denen rund ein Drittel von der Stadt selbst in einem Eigenbetrieb betrieben werden. Die anderen Investoren kommen hauptsächlich aus Ulrichstein und Umgebung. „Die Einnahmen aus der Windenergie kommen durch geringere Gebühren den Bürgern direkt zugute, außerdem fließen sie recht konstant und von der Konjunktur unabhängig, so dass in Zeiten zurückgehender Gewerbesteuereinnahmen der Haushalt relativ stabil gehalten werden konnte“, zeigt sich Horst von den Vorteilen der Windenergie überzeugt. Allerdings sei Ulrichstein als Windstandort auch besonders gut geeignet. „Nicht überall kann die Windenergie so profitabel betrieben werden wie in Ulrichstein“, stellt Horst fest. Nun stehen vielerorts die Erneuerung der Anlagen, bzw. deren „Repowering“ an. Probleme gebe es dabei beim repowern der stadteigenen Anlagen. „Der Landesgesetzgeber verhindert die wirtschaftliche Betätigung von Kommunen, wenn diese auch durch private Investoren durchgeführt werden können. Hier sind neue Modelle gefragt, die die Einnahmen für die Stadt sichern.“
Im Anschluss an die Besichtigung konnte man noch gemeinsam im Innovationszentrum Ulrichstein diskutieren. Dabei wurde auch die Bedeutung der Windenergie im gesamten Energiemix angesprochen. So ist die Windenergie die günstigste aller erneuerbaren Energien, so dass der tatsächlich erzielbare Strompreis an der Leipziger Strombörse teilweise sogar über dem Mindestpreis aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) liegt, so dass die Windenergie bereits heute wirtschaftlich ohne staatliche Subventionen betrieben werden könnte. Problematisch sei jedoch die schwankende Stromeinspeisung durch Windstärkeschwankungen. Diese versuche man durch regelungstechnische Zusammenschlüsse mit anderen erneuerbaren Energien wie Biomasse oder Solarkraft in Kombikraftwerken auszugleichen. Hier müsse man jedoch auch die Forschung an Speichertechnologien voran treiben. Lob bekam Horst von der Jungen Union für sein Investorenkonzept. So konnten sich vor allem nur heimische Bürger an den Windparks beteiligen. „Durch diese Bürgerwindparks verbleiben die Einnahmen dort, wo die Windräder stehen. Dadurch kann die Akzeptanz der Windkraft vor Ort gesteigert werden“, unterstützt JU-Kreisvorsitzender Michael Ruhl diese Konzeption. „Daraus folgt jedoch auch, dass Windräder nicht gegen den Willen und Widerstand der Bevölkerung gebaut werden dürfen. Auch muss das Landschaftsbild erhalten werden.“ Einig war man sich, dass Windenergie nur dort gebaut werden dürfe, wo die Windgegebenheiten stimmten. „Im Vogelsbergkreis sind die Möglichkeiten für den Ausbau der Windenergie deshalb weitgehend erschöpft. Vor einem weiteren Ausbau ist daher das Repowering auf bestehenden Standorten vorzuziehen“, so die JU Vogelsberg abschließend.