60 Jahre nach den Römischen Verträgen: Update für Europa?
VOGELSBERGKREIS. Der Austritt der Briten aus der EU („Brexit“) , die Flüchtlingskrise und das Freihandelsabkommen CETA sowie die Zukunft der europäischen Integration standen im Mittelpunkt einer Diskussion der Jungen Union Vogelsberg mit dem CDU-Europaabgeordneten Thomas Mann (Main-Taunus-Kreis) im Ristorante Herbstein in der Vogelsbergstadt. Der langjährige Europapolitiker gab dem Union-Nachwuchs einen spannenden Einblick in das Geschehen in Brüssel und erläuterte aktuelle Themen.
In „aufregenden Zeiten“ stellte Thomas Mann heraus, dass „uns in Europa nicht nur der freie Handel und die offenen Grenzen, sondern auch der seit 70 Jahren währende Frieden etwas wert sein sollte“. Der Europaabgeordnete beschrieb in der von JU-Kreisvorsitzender Jennifer Gießler (Lauterbach) geleiteten Veranstaltung, dass er in Brüssel sowohl nationale als auch europäische Interessen vertrete und er besonders für den Erhalt des Meisterbriefes und der dualen Ausbildung nach deutschen Vorbild eintrete.
Europa habe sich seit seiner „Gründung“ als Europäische Gemeinschaften (EG) durch die Römischen Verträge vom 25. März 1957, also vor genau 60 Jahren, inspiriert durch seine „Gründungsväter“ Bundeskanzler Konrad Adenauer, dem französischen Außenminister Robert Schuman und dem italienischen Staatsmann Alcide de Gasperi, zur Europäischen Union mit derzeit 28 Mitgliedsstaaten entwickelt, stellte Thomas Mann heraus. Aber das geeinte Europa sei derzeit in einer Krise, waren sich die Teilnehmer einig. Man müsse vielleicht einmal kurz innehalten und über ein „Update für Europa“ sprechen, um die tatsächlichen Entwicklungen den Gefühlen der Menschen anzupassen. Notwendig sei eine offene Diskussion, ob bei Integrationsgeschwindigkeit oder auch bei den europäischen Institutionen Grundlegendes verändert werden müsse, regte JU-Kreisvorsitzende Gießler an.
Herbsteins CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Ruhl bezweifelte, dass eine erneute Brexit-Abstimmung eine Mehrheit im Vereinten Königreich erhalten werde. Gerade die jungen Briten, die mehrheitlich für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt hätten, würden die Folgen in der Zukunft zu spüren bekommen. „Für die Jugend dort ist es noch ungewiss, welche wirtschaftlichen Folgen mit einem harten Brexit, ohne den Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt, auf diese zukommen werden.“ so Michael Ruhl.
Es gehe nicht um abstraktes Gebilde, sondern um die Wirtschafts- und Währungsunion, den Freihandel und grenzüberschreitende Freizügigkeit, ergänzte Gießlers Stellvertreterin Laura Refflinghaus (Alsfeld). Dabei spiele gerade für junge Menschen das problemlose Studieren im EU-Ausland oder die europaweite Arbeitsplatzsuche eine ebenso wichtige Rolle wie der Wegfall der stationären Grenzkontrollen nach der Schengen-Übereinkunft.
JU Kreisvorsitzende Jennifer Gießler dankte Thomas Mann für seinen Appell für ein weiter zusammenwachsendes Europa und betonte, dass die JU und CDU als Teil der Europa-Bewegung weiterhin für die europäischen Werte Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eintrete.